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Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich durch Trockenheit, Wärme, eine Häufung von Stürmen und anderen Naturereignissen auch im Wald. Das Thema ist sehr aktuell und eine grosse Herausforderung für die Waldwirtschaft.

Auswirkungen für den Wald

Die Auswirkungen der langen Trockenheit im Sommer 2018 zeigten sich deutlich auch im Wald.
Die Auswirkungen der langen Trockenheit im Sommer 2018 zeigten sich deutlich auch im Wald.

Die Entwicklung der Temperatur in den letzten Jahren hat die früheren Prognosen bestätigt: Wir befinden uns in einer Klimaerwärmungsphase. Steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit während der Vegetationszeit setzen die Bäume unter Stress und fördern den Befall durch Schadorganismen, wie zum Beispiel den Borkenkäfer bei der Fichte. Zudem wird die Waldbrandgefahr erhöht. Mit dem Temperaturanstieg verschieben sich die bestehenden Wuchsverhältnisse in den Höhenstufen nach oben. So werden in tiefer gelegenen Bergwäldern, in denen heute Nadelbäume dominieren, künftig Laubbäume gedeihen.

Unter den gegenwärtig häufigsten Baumarten wird die Fichte deutlich an Terrain verlieren. Auch die Buche wird in den unteren, wärmeren Lagen Einbussen erleiden, sich aber in höheren Regionen ausbreiten. Vom Temperaturanstieg begünstigt werden hingegen trockenheitstolerante Arten wie die Traubeneiche oder auch Föhre, Linde, Kirsche und eine  Reihe gegenwärtig seltener Baumarten.

Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Wälder dem Klimawandel in begrenztem Mass anpassen können. Sie dürften jedoch ihre Leistungen - etwa die Schutzwirkung gegenüber Naturgefahren, die wichtiger werdende Produktion von Holz als Rohstoff und Energieträger oder die Erholungsleistung - nicht mehr überall im gewohnten Ausmass erbringen.

Der Klimawandel begünstigt die Buchdruckerentwicklung.
Der Klimawandel begünstigt die Buchdruckerentwicklung.

Waldbaustrategien

Förster und WaldeigentümerInnen sollten schon jetzt ihre Pflegeeingriffe im Wald auf die künftigen Klimabedingungen ausrichten, um die wirtschaftlichen und ökologischen Risiken so weit wie möglich zu minimieren. Mit waldbaulichen Massnahmen lassen sich die Widerstandskraft des Waldes gegenüber Störungen, seine Erholungsfähigkeit nach Störungen sowie seine Anpassungsfähigkeit an ein sich änderndes Klima erhöhen.

Folgende Grundsätze sollten bei der Waldbewirtschaftung beachtet werden:

  • Erhöhung der Baumartenvielfalt

  • Erhöhung der Strukturvielfalt

  • Erhöhung der genetischen Vielfalt

  • Reduktion der Umtriebszeit, beziehungsweise des Zieldurchmessers

Eine wichtige Massnahme für den Wald in Bezug auf den Klimawandel: Die Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt.
Eine wichtige Massnahme für den Wald in Bezug auf den Klimawandel: Die Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt.

Laufende Projekte zum Thema Wald und Klimawandel

Im Jahr 2007 starteten der Bund und die WSL das Forschungsprojekt «Wald und Klimawandel». Dieses Forschungsprogramm erarbeitet fundierte und praxistaugliche Grundlagen. Damit können die Akteure im Wald die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und die Anpassungsfähigkeit der Wälder besser einschätzen sowie entsprechende Anpassungsmassnahmen treffen.

Aus den Resultaten des Forschungsprogramms wurden weitere Projekte gestartet, wie z.B. «Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten». Durch diese Initiative möchte man testen, welche Baumarten, die voraussichtlich gegen Ende des 21. Jahrhunderts für einen Standort geeignet sein werden, bereits heute dort gedeihen können. Das Kantonsforstamt St.Gallen nimmt an dem Projekt teil.

Wald und CO2

Die starke Zunahme der Erderwärmung seit 1950 kann nicht mehr mit natürlichen Klimaschwankungen erklärt werden (Berichte des Intergovernmental Panel of Climate Change IPCC). Mit grosser Wahrscheinlichkeit sind hierfür Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid (CO2) verantwortlich, die durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas sowie durch grossflächige Landnutzung, etwa bei der Abholzung tropischer Regenwälder, in die Atmosphäre gelangen und deren Treibhauseffekt verstärken.

Das Ökosystem Wald ist ein enormer CO2-Speicher; langfristig gesehen aber weder eine CO2-Senke noch eine Quelle. Der Wald setzt über verschiedene Prozesse (Holzvermoderung, Waldbrände etc.) immer so viel Kohlenstoff frei, wie in den vorangegangenen Jahren bzw. Jahrzehnten/Jahrhunderten durch die sogenannte Photosynthese im Holz der Bäume (und im Boden) gespeichert worden ist.  

Ob ein Wald eine Quelle oder Senke ist, hängt vom Betrachtungszeitpunkt bzw. -horizont ab: In den Monaten nach dem Sturm Lothar war der Schweizer Wald eine erhebliche CO2-Quelle; in den darauffolgenden Jahren führte der Vorratsaufbau auf den Sturmflächen dazu, dass der Wald zur CO2-Senke wurde. Eine effektive Erhöhung der CO2-Speicherleistung des Waldes könnte nur über einen langfristigen Vorratsaufbau je Hektare oder eine Waldflächenzunahme erfolgen.

Strategie «St.Galler Wald und Klimawandel»

Der Klimawandel erfolgt rascher als die natürliche Sukzession des Waldes. Die Komplexität der Zusammenhänge und die Unsicherheit über das Ausmass des Klimawandels sind manifest. Die Herausforderung ist, daraus robuste und zielführende Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Denn die Kantone haben bei der Sicherstellung der Waldleistungen und bei der Beratung der Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern eine besondere Verantwortung. Dieser Herausforderung stellen sich das Kantonsforstamt und die Waldregionen mit der vorliegenden Strategie «St.Galler Wald und Klimawandel».

Noch offene Fragen?

Maurizio Veneziani

Maurizio Veneziani

Dipl. Forstingenieur UniFI

Kantonsforstamt

Davidstrasse 35
9001 St.Gallen